2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov – TANJA PRUŠNIK UTOPIA gnp2 im Pavelhaus / Pavlova hiša, Fr 24.09.2021 18:30 Uhr, bis Sa 05.03.2022 17:00 in Bad Radkersburg in Radkersburg

781300_300-8397774 10,5 Kilometer lang ist die Kunst-Installation „2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov“, die die Künstlerin Tanja Prušnik vom Hof des Großvaters in Lobnik/Lobnik bis zum Peršmanhof in der Gemeinde Eisenkappel/Železna Kapla gespannt hat und auf deren Einladung im Rahmen der traditionellen Gedenkwanderung am 12. September 2021 u. 19. September 2021 unzählige Gleichgesinnte gemeinsam im Andenken an die WiderstandskämpferInnen gegen den Nationalsozialismus in Kärnten und in Erinnerung an die damit verbundenen wichtigen Ereignisse mit den Partisanennamen Gašper, Johan u. Lenart im Zuge des Wiederaufbaus Österreichs, teilgenommen haben. Nun sind Teile der Installation von 25. September 2021 bis 5. März 2022 im Pavelhaus / Pavlova hiša in Bad Radkersburg zu sehen. Eröffnet wird die Ausstellung in Anwesenheit der Künstlerin am Freitag, den 24. September 2021 um 18.30 Uhr. Tanja Prušniks Installation in Unterkärnten konnte dank Unterstützung ortsansässiger Vereine, den BewohnerInnen der am Weg liegenden Höfe und noch lebender ZeitzeugInnen, denen die ehemaligen Pfade und Wege als Eingeweihte bekannt sind, realisiert werden. Entstanden ist 2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov auf der noch Wenigen bekannten Wegstrecke entlang der Bauernhöfe unter Beteiligung der Nachkommen. Anlass für die Installation war das Jubiläum 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung, das 2020 u. 2021 mit der umfassenden Verstaltungsreihe „CarinthiJA2020. Hundert Jahre Kärntner Volksabstimmung. Ein Land in Zeitreisen und Perspektiven/CarinthiJA2020. 100 let koroskega plebiscita. Dežela na potvanju skozi čas in prostor“ in Erinnerung gerufen wurde. Eine wichtige Informationsquelle für die inhaltliche und künstlerische Umsetzung und Aufarbeitung für die seit 100 Jahren bis in die Gegenwart prägenden historischen Ereignisse waren für die Kärntner Slowenin die persönlichen Erinnerungen und detailgetreuen Aufzeichnungen ihres Großvaters Karel Prušnik-Gašper (1910 – 1980). Als Organisator des Widerstandes in Kärnten gegen das Dritte Reich und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, hat er in der Gefangenenanstalt Karlau die Ereignisse aus seiner persönlichen Erfahrung handschriftlich festgehalten. 1958 wurden sie in slowenischer Sprache als erster Oral History-Beitrag seiner Zeit und in Folge 1980 zum ersten Mal in deutscher Sprache unter dem Titel „Gämsen auf der Lawine“ vom Wieser Verlag in Buchform veröffentlicht. Als Bildträger für die 10,5 Kilometer lange Kunst-Installation fungierten durchsichtige Folien. In mehreren Arbeitsschritten wurden die einzelnen Folien Stückweise bemalt. Die „Spuren“ wurden mit Hilfe von breiten Malspachteln in einem Zug durchgehend jeweils auf einer Länge von ca. 70 Metern pro Folie auf den Boden liegend, aufgetragen. Farbe auf diese Weise auf einem Bildträger zu fixieren, verlangt einen enormen körperlichen Einsatz. Tanja Prušnik war es sehr wichtig, dass die Farbe durchgehend und ohne den Malablauf zu unterbrechen, aufgetragen wird. Die „Lücken“, die dabei entstanden sind, sind Resultat dieses Malprozesses. Anschließend wurden die Folien auf Tischen aufgelegt und von der Künstlerin und ihrem Team beschriftet. Um einen kontinuierlichen Schreibvorgang der Textteile auf ca. 15 Metern zu ermöglichen, wurden Sessel auf Rollen benutzt. GENERATIONSÜBERGREIFENDES KUNSTPROJEKT „2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov“ verbindet entlang der Wegstrecke liegende Bauernhöfe. Samo Schön, Schüler am Bundesgymnasium für Slowenen in Klagenfurt und Ur-Enkel Prušnik-Gašpers bereitete seine vorwissenschaftliche Arbeit zum Thema vor. Ausgewählte und vorgelesene Textpassagen aus dem Buch Gämsen auf der Lawine sowie musikalische Darbietungen vom Terzett Praprotnice – Jörg Errenst, Hanca Pörtsch, Rozka Tratar Sticker, Irene Strasser –, den Violinistinnen Lena Kolter & Alma Portič, sowie von Martin Sadovnik und dem Kvintett der Brüder Smrtnik begleiteten die TeilnehmerInnen auf den beiden Gedenkwanderungen. „Die künstlerische Aufarbeitung dieser Thematik ist eine sehr persönliche und eine nicht enden wollende. Es ist die eigene Geschichte, eine Art Vergangenheitsbewältigung, einer zwar nicht selbst erlebten, jedoch noch immer präsenten Familienhistorie. 72 Jahre kann aber auch jene Zeitspanne sein, die die nachfolgenden Generationen brauchen, um Geschehnisse verarbeiten zu können, die weit über persönliche Geschichten reichen und heute schon Teil einer Gesamthistorie sind. Nun ist es die Zeit, die davon zu rinnen scheint. Es gibt kaum mehr Zeitzeugen. Wenn die Erzählungen bis jetzt oder bis in ein paar wenige Jahre nicht erfasst, aufgeschrieben, archiviert worden sind, werden wesentliche Teile unserer Geschichte nicht mehr unverfälscht verfügbar sein“, Tanja Prušnik über ihre persönliche Motivation und künstlerische Auseinandersetzung mit den Ereignissen des Kärntner Widerstands gegen den Nationalsozialismus und Wiederaufbau Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg. Mit „2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov“ initiiert und verweist Tanja Prušnik zugleich auf einen außergewöhnlichen und wichtigen Kreislauf: vom händisch und heimlich notierten Rohmaterial, das zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Schreibmaschine abgetippt und Jahrzehnte später digitalisiert wurde, um schlussendlich wieder per Hand transkribiert zu einem Kunstwerk zu werden. Die Wiederverschriftlichung und die Transkription des Buches Gämsen auf der Lawine in beide Sprachen durch die Hand von Tanja Prušnik, den Ur-EnkelInnen und zahlreichen jungen StudentInnen stellen den direkten Bezug und die Konfrontation zur und mit der Gegenwart her, in dem die begleitenden performativen Musik- und Textbeiträge von den Nachfahren der beteiligten Bauernhöfe stammen. Festgehalten wurden Auszüge aus dem Erinnerungsbuch ihres Großvaters in deutscher und slowenischer Sprache auf einer durchsichtigen Folie in verschiedenen Farben – bemalt und geschrieben von der Ur-Enkelgeneration. MULTIPERSPEKTIVIÄT – WOHER KOMMEN WIR, WOHIN GEHEN WIR? Die transparente Folie als Trägermaterial für die verwendeten Textauszüge fordern die TeilnehmerInnen und BetrachterInnen auf immer wieder ihren eigenen Blickwinkel und Standort zu verändern. Auf diese Weise wird das Ausloten von verschiedenen „Ansichten“ erst möglich, um jeweils das von einem bestimmten Blickwinkel aus „Verborgene“ im wahrsten Sinne des Wortes zu „ersehen“. Die eigene Wahrnehmungs- und davon abhängige Erscheinungsform muss erst „erarbeiten werden“. In dieser Vervielfachung und Variabilität von möglichen Bildansichten erweist sich die „Relativität“ des Sichtbaren, das eben immer nur „in Relation“ zu einem „Beobachter“ oder einer „Beobachterin“ erscheint. Alles mit einem Blick zu sehen, bleibt eine Utopie, aber man kann vieles sehen … vergleiche Erwin Fiala „Utopia“, Begleitkatalog zum Maler-Symposium der Styrian Art Foundation, Graz, 2013) „Ich habe mich bewusst für die transparente Folie als Bildträger entschieden, nachdem ich gesammelte Materialien durch Upcycling für die ersten Arbeiten zum Beginn meines Werkzyklus ‚sledi_Spuren‘ (2016) verwendet habe. Meine Entscheidung für dieses Material als Bildträger ist zugleich ist auch als kritisches Statement zu lesen: Woher kommen wir, wohin gehen wir? Was nehmen wir aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart und was leiten wir damit für unsere Zukunft ab? Diese ‚künstlerische Veredelung‘ des ‚kritischen Materials‘ sehe ich als Prozess eines archivierenden Vorganges mit eben der kritischen Frage an unsere heutige Gesellschaft und unserer bisherigen Lebensweise nach dem ‚WAS BLEIBT…‘“, Tanja Prušnik zur Auswahl und den Umgang mit Material im Hinblick auf Kritik, Bewusstsein und Ästhetik. TANJA PRUŠNIK Kärntner Slowenin, geboren 1971 in Wolfsberg in Kärnten / Koroška, ist seit Abschluss ihres Studiums an der Technischen Universität Wien als freischaffende Architektin und Künstlerin tätig. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde die engagierte Architektin und bildende Künstlerin durch das österreichweite soziale Ausstellungsprojekt »den blick öffnen« (mit Ina Loitzl). Seit 2019 ist Tanja Prušnik, Präsidentin des Künstlerhaus in Wien. Damit steht erstmals eine Frau an der Spitze der KünstlerInnenvereinigung. KATALOG / PRÄSENTATION Zur Installation erscheint ein Katalog mit einer ausführlichen Bilddokumentation u.a. von den Fotografen Karl Heinz Fessl und Stefan Reichmann, mit Texten von Brigitte Entner zu Kärntner PartisannInnen und Felicitas Thun-Hohenstein zur Installation sowie persönliche Blickwinkel der BewohnerInnen und MitwanderInnen. Präsentiert wird der Katalog am Dienstag, den 30. November 2021 um 18.30 Uhr im slowenischen Lesesaal in der Steiermärkischen Landesbibliothek, Kalchberggasse 2, 8010 Graz. AUSSTELLUNG 2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov – TANJA PRUŠNIK UTOPIA gnp2 ERÖFFNUNG Freitag, den 24. September 2021, 18.30 Uhr DAUER 25. September 2021 – 5. März 2022 ORT Pavelhaus / Pavlova hiša, Laafeld 30, 8490 Bad Radkersburg ÖFFNUNGSZEITEN Sommerzeit: Mi – Sa 13 – 18 Uhr, Winterzeit: Mi – Sa 12 – 17 Uhr INFO www.pavelhaus.at, www.prusnik.com T +43 3476 – 3862, M +43 650 211 28 28, [email protected] EINTRITT FREI

BILD Tanja Prušnik, „2020.1920 Erinnerungsschleife / po poteh spominov“, 2021, 10,5 Kilometer lange Kunst-Installation in Unterkärnten, durchsichtige Folie bemalt und Textauszügen auf dem Buch „Gämsen auf der Lawine“ von Karel Prušnik-Gašper, Foto: Karl Heinz Fessl, © Tanja Prušnik

Preis : Freier EintrittVorverkauf : Freier EintrittErmäßigung : Freier Eintritt

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